Das Insektensterben war 2018 in unserer Medienlandschaft allgegenwärtig. Wissenschaftliche Langzeitstudien belegen, was viele auf den Windschutzscheiben ihrer Autos seit Jahren beobachten: die geflügelten Gliedertiere sind auf dem Rückzug! Mit dem Insektenschwund verlieren wir ein wichtiges Bindeglied im Naturhaushalt.
Kleingärten stellen, anders als die konventionelle Landwirtschaft mit ihren strukturarmen Monokulturen, ein bedeutendes Refugium für Insekten dar. Auch die oft wenig beachteten Gemeinschaftsflächen bieten ein großes Potenzial zur Förderung der Artenvielfalt, zum Beispiel durch die Anlage von Schmetterlingswiesen.
Im Gegensatz zu vielen anderen Vertretern der Insekten, erfreuen sich Tagfalter großer Beliebtheit. Bücher wie “Die kleine Raupe Nimmersatt“ gehören zum Inventar vieler Kinderzimmer. Warum also nicht in der Kleingartenanlage eine Fläche für die Förderung dieser und vieler weiterer Insekten schaffen?
Die wichtigste Voraussetzung ist eine extensiv bewirtschaftete Fläche mit einer eingeschränkten Mahd. Vorbereitend können geeignete Flächen gefräst und partiell eingesät werden. Dabei sollten regionale Saatmischungen (z.B. Leipziger Mischung) verwendet werden.
Für die ungestörte Entwicklung vom Ei zum Falter, müssen die Nahrungspflanzen ganzjährig verfügbar sein. Die Flächen werden deshalb in der Regel zwei, selten drei Mal im Jahr gemäht, wobei stets 10 bis 30% der Fläche stehen bleiben, damit ausreichend Individuen überleben. Um das Mortalitätsrisiko zu minimieren, erfolgt die Mahd mit schneidendem Werkzeug (Sense, Balkenmäher).
Für die Förderung krautiger Pflanzen und die Eindämmung der Gräser-Dominanz wird die erste Mahd Mitte Mai durchgeführt. Das Mahdgut verbleibt einige Tage auf der Fläche, sodass die noch lebenden Tiere auf die umliegenden Flächen abwandern können. Das Schnittgut wird anschließend abgetragen, damit der Nährstoffeintrag reduziert wird und eine artenreiche Wiese entstehen kann. Zudem begünstigt Mulch die Schimmelbildung, was die an der Vegetation anhaftenden Eier schädigen würde. Im Herbst erfolgt die letzte Mahd. Auch hier bleibt ein Teil der Vegetation stehen und dient so der Überwinterung der Tiere.
Um den dauerhaften Erfolg der Schmetterlingswiese zu garantieren, ist es unerlässlich die Gartenfreunde in das Projekt einzubeziehen. Ein schön gestaltetes Hinweisschild verweist auf die neuen Bewohner und erhöht das Verständnis für die scheinbar ungepflegte Wiese. Ein bunter Wiesenstrauß aus Kinderhänden entschädigt den Anblick der wilden Ecken in den Wintermonaten.
Mit einer Patenschaft lässt sich die Betreuung der Fläche absichern. Sensenkurse und Bestimmungsübungen können das Kulturprogramm, kleine Steckbriefe oder Fotoserien die Vereinsseite im Internet bereichern. Die Schmetterlingswiese als Teil des Sommerfestes bietet jede Menge Anregungen für Groß und Klein. Wie wäre es also mit einem Jahresprogramm getreu dem Motto „Wer Schmetterlinge lachen hört, der weiß, wie Wolken schmecken …“ (Carlo Karges, Novalis)?
Weitere Infos zu Schmetterlingswiesen unter: www.schmetterlingswiesen.de
Cindy Höll – Gartenfachberaterin
KGV „Gartenfreunde Süd“ e.V.