Heimische Heilpflanzen: Schneeglöckchen

Schneegloeckchen

Heilende Pflanzen vor unserer Haustür

Sobald die Schneeglöckchen (Galanthus nivalis) zu sehen sind, ist dies ein Signal, dass der Winter dem Frühling weicht. Die Tage werden länger und wärmer. Erstaunlich, wie diese Pflanze  der Kälte trotzt.

Schneeglöckchen sind ausdauernde, krautige und gesellige  Pflanzen, die meist in Büscheln auftretten. Sie gehören zu den Amaryllisgewächsen. Es gibt etwa 20 verschiedene Arten. Züchterisch sind die Blumen bearbeitet worden und es soll ungefähr 800 Sorten auf dem Markt geben.  Diese unterscheiden sich vor allem in der Blütenform, der Blütenfarbe, dem Duft und dem Blühzeitpunkt. Zu finden sind Schneeglöckchen in Europa, von den Pyrenäen bis zur Ukraine. Gute Wachstumsbedingungen finden sie unter Laubgehölzen und zwischen Sträuchern. Licht und Feuchtigkeit sind wichtig. Aus der Zwiebel, dem Überdauerungsorgan entwickelt sich  ein langer Blütenschaft mit einer Blüte. Diese besteht aus drei weißen Blütenblättern und drei verwachsenen grünlichweißen inneren Blütenhüllblättern. Die Bestäubung erfolgt durch Insekten. Die Samen tragen ein Elaiosom, ein Anhängsel, das ein guter Nährstoff für Ameisen ist. Diese fressen das Anhängsel und verbreiten dadurch die Samen. So erfolgt die Vermehrung generativ oder vegetativ über Tochterzwiebeln.

Vor mehr als 2000 Jahren wurde das Schneeglöckchen schon beschrieben. Seit einigen Hundert Jahren wird es als Zierpflanze kultiviert, ist zum Teil verwildert zu finden und steht bei uns streng unter Naturschutz.

Schneeglöckchen, die bot. Bezeichnung Galanthus, leitet sich von dem griech. gala- Milch und anthos- Blüte ab, nivalis weist auf schneeig, von Schnee bedeckt hin.

Weder in der Antike noch im Mittelalter sind Hinweise zur Verwendung als Heilpflanze zu finden.

Im Kaukasus hat das Schneeglöckchen allerdings Bedeutung als Volksheilmittel. So aßen die älteren Menschen die Zwiebel gegen Alterserscheinungen und Gedächtnisschwäche. Kinder, die an Kinderlähmung erkrankten, wurden mit dem Tee der Zwiebeln behandelt. Dadurch blieben offfensichtlich keine dauerhaften Schäden zurück.

Das Schneeglöckchen ist in allen Teilen giftig. Als Inhaltsstoffe konnten die Alkaloide Galanthamin und Lycorin nachgewiesen werden. Diese Stoffe wirken gegen Alzheimer, lindern die Erkrankung deutlich, können diese aber nicht heilen. Auch bei Muskelschwäche, Nervenschmerzen und Trigeminus Neuralgie soll Linderung möglich sein. Da die natürlichen Vorkommen von Schneeglöckchen nicht für die Produktion  benötigter Medikamente reicht, wurde versucht, Galanthamin synthetisch herzustellen. Es gibt wohl jetzt Pharmazeutika, die synthetisches Galanthamin enthalten und zur Anwendung bei Alzheimer Symptomen eingesetzt werden. Auch gegen neuralgische Schmerzen sind diese Präparate im Einsatz. Ob es noch weitere Heilwirkungen auf das Nervensystem gibt, ist bisher nicht bekannt.

Das Schneeglöckchen ist  die einzige  Blume, die in der Nähe des Schnees blühen kann und deren Blüten frosthart sind. So erzählt eine Legende: Gott schuf als letztes den Schnee. Eine Farbe hatte der Schnee nicht. So ging er umher und fragte alle Blumen, ob sie ihm Farbe geben wollten. Doch keine Blume war dazu bereit. Als der Schnee zum Schneeglöckchen kam, bot dieses ihm die Farbe weiß an. Seitdem ist der Schnee weiß und nur das Schneeglöckchen kann ihm trotzen. Eine Erklärung des Phänomens ist möglich. Das Schneeglöckchen produziert mit Hilfe der Zwiebel „Biowärme“ von etwa 8- 10º C und schmilzt damit den Schnee um Stängel und Blättern. Zwischen Stängel und Schnee ist immer ein kleiner Zwischenraum. Im Volksmund heißt die Pflanze deswegen auch „Durchstecher“. Die „Schneeschmelze“ hat noch die Funktion, die Wurzel zu bewässern. Durch den gefrorenen Boden ist eine Wasseraufnahme nicht möglich, der geschmolzene Schnee gelangt  jedoch an die Wurzel und versorgt sie mit Wasser.

Das Schneeglöckchen ist die erste Blume des Jahres, die uns mit Blüten erfreut. So steht diese Blume im Zeichen des Neuanfanges und hilft u.a. den Menschen, die sich in einer neuen Situation befinden, die vom langen „Winter“ in ihrem Leben ermüdet und ausgekühlt sind, die sich nach dem Licht am Ende des Tunnels sehnen. Im positiven Zustand freut man sich auf oder über den Neuanfang, stellt sich zuversichtlich einer neuen Situation und spürt Dankbarkeit über den neuen Frühling.

Kontaktdaten:  Freundeskreis Botanischer Garten Oberholz, Störmthaler Weg 2, 04463 Großpösna, Tel. 034297- 41249, Mail: botanischer-garten-oberholz@gmx.de 

Hannelore Pohl.

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