Heimische Heilpflanzen: Rizinus

Rizinus

Schon seit 6000 Jahren wächst der Rizinus (Ricinuc communis) in Ägypten. Im tropischen Afrika und Indien ist er verbreitet. In diesen Gebieten ist Rizinus als mehrjähriger bis zu 13 m hoher Baum anzutreffen. Als Strauch oder einjährige Pflanze ist er in unseren Breiten bekannt. Rizinus, eine attraktive Pflanze, die schnell wächst, als ein Wunderbaum bezeichnet, der ein großes Blätterdach ausbildet, unter das sich nach Aussagen der Bibel (Jona 4, 6- 11) ein Mensch stellen kann, um im Schatten zu stehen.

Rizinus gehört zu den Wolfsmilchgewächsen. Etwa 20 Varietäten von Rizinus sind bekannt, die sich in ihrer Farbe, Form sowie der Größe und der Bestachelung der Samenschale unterscheiden. Auffällig sind an der Pflanze die großen sieben- bis elfzipfeligen schildförmigen, meist dunkelgrün glänzenden Blätter und die langgezogenen Blütenstände. In den Blütenständen entwickeln sich im unteren Bereich die männlichen Blüten mit den gelben Staubgefäßen und im oberen Bereich die weiblichen Blüten mit den roten Narben. Mit der Reife springen die Staubgefäße auf und schleudern den Pollen in die Umgebung. Die Narben fangen diesen auf und in den glatten oder bestachelten Fruchtkapseln werden drei marmorierte, doch sehr giftige Samen gebildet. Die Samen enthalten bis zu 60% fettes Öl mit Eiweißstoffen, vor allem dem giftigem Rizin. Schon durch den Verzehr von 10 Samen kann ein Mensch durch Kreislaufschäden zu Tode kommen. Im Umgang mit den Samen ist höchste Vorsicht geboten!!!

Werden die Samen aufbereitet und gepresst, wird das Rizinusöl erhalten, das medizinisch und technisch sehr wertvoll ist. Schon vor 4000 Jahren wurde das Rizinusöl in Ägypten als Abführmittel und Haaröl  genutzt. Im Mittelalter hatte es Bedeutung als Haarwuchsmittel und diente als gutes Brennmaterial in Öllampen. Die Rückstände aus der Ölpressung, die noch das giftige Rizin enthielten, waren Grundlage für die Herstellung von Ratten- und Mäusegift.

Als Abführmittel hat Rizinusöl nach wie vor Bedeutung. Im Dünndarm spaltet das Öl Rizinolsäure ab, wodurch die Synthese von Prostaglandin E angeregt wird. Dies führt zu einer verstärkten Bildung von Elektrolyten wodurch die Wassermenge im Darm erhöht wird. Durch Rizinusöl wird die Gleitfähigkeit des Darminhaltes erhöht, die Darmschleimhaut aber nicht gereizt. So wirkt das Öl abführend, erweichend und entzündungshemmend. Wenn nötig, auch wurmaustreibend.

Verstärkt hat Rizinusöl im kosmetischen Bereich Bedeutung gewonnen. So ist es in vielen kosmetischen und Beauty- Produkten enthalten. Es ist optimales Hautpflegemittel, das tief in die Haut eindringt, Feuchtigkeit spendet und die Haut vor Umwelteinflüssen und Alterung schützt.  Trockene Haut wird geschmeidiger, das Öl kann als Maske aufgetragen werden, es hilft bei Hautproblemen wie Rötung, Akne oder Unreinheiten, ist ein gutes Haarpflegemittel, stärkt Nägel und Bart, glättet Augenbrauen und lässt Warzen und Altersflecken zurückgehen.

Doch sollte auf qualitativ gutes Öl geachtet werden, auf kaltgepresstes Rizinusöl, das sogenannte Kastoröl.

Interessant ist noch die Interpretation des Gattungsnamen Rizinus. Nach Plinius (1. Jahrh. n. Chr.) hat die Pflanze ihren Namen vom lat. ricinus, das Zecke oder Holzbock bedeutet, wegen der Ähnlichkeit der Samen zu diesem Insekt.

Rizinus, eine attraktive Pflanze, die oft in Gärten zu finden ist- aber auch eine gefährliche Pflanze, die im Jahr 2018 die Giftpflanze des Jahres war.

Dr. Hannelore Pohl

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