Heimische Heilpflanzen: Kleine Habichtskraut

Kleines Habichtkraut

Von Mai bis Oktober erfreut uns das Kleine Habichtskraut (Pilosella officinarum, Syn. Hieracinum pilosella) mit seinen schönen gelben Blüten. Es ist auch als Felsenblümli, Mausöhrlein und Nagelkraut bekannt.

Das Kleine Habichtskraut gehört zur Familie der Korbblütler. Es ist eine ausdauernde Pflanze, die im Flachland und im Gebirge bis zu 2000 m Höhe zu finden ist. Das Habichtskraut ist sehr bescheiden. Es wächst bevorzugt auf mageren und sonnigen Standorten, an Wegrändern, sonnigen Hängen, Trockenrasen und Felsspalten. Die Pflanze ist sehr winterfest, wintergrün und krankheitsresistent.
Die Laubblätter bilden eine Grundrosette. Die Rosettenblätter sind lanzettlich und an der Oberseite grün mit zerfranst stehenden Borstenhaaren. Die Blattunterseite erscheint durch angedrückte Haare weißfilzig.

Bei Trockenheit werden die Blätter eingerollt, die hellere Unterseite der Blätter zeigt dann nach außen. So wird die Erwärmung verringert. Je nach Standort wird die Pflanze 10 bis 20 cm hoch. Der Blütenstängel ist blattlos und trägt nur ein Blütenköpfchen. In der Literatur ist zu finden, dass die Blütenkörbe bis zu 64 hellgelbe Zungenblüten enthalten. Die Randbereiche der Blüten reflektieren das
UV-Licht. So erscheinen die von ca. 8 bis 15 Uhr geöffneten Blüten den Bestäubern zweifarbig.

Die Vermehrung der Pflanzen erfolgt generativ über spontane Selbstbestäubung sowie Bestäubung durch Wildbienen, vorwiegend der Zottelbienen. Ebenso ist eine vegetative Vermehrung möglich, da die Rosetten durch Ausläufer Tochterrosetten bilden. Wie bei allen Korbblütern besitzen die Samen Flugkörper und werden durch den Wind oder das Anhaften am Tierfell verbreitet. Die Fruchtreife beginnt im Juli.

Das Habichtskraut ist eine alte Heilund Zauberpflanze. Schon Hildegard von Bingen lobte es zur Schärfung der Seh- und Denkkraft. Im Mittelalter galt sie als Schutzpflanze gegen Hexen, Geister und Dämonen. Der Habicht soll mit dem Milchsaft des Krautes seine hohe Sehkraft erhalten. An Inhaltsstoffen wurden Flavonoide, Gerbstoffe, Bitterstoffe, Schleimstoffe, Vitamine und Cumarine nachgewiesen. Als Droge findet die gesamte Pflanze mit Blüten, Blättern und Wurzeln Verwendung. Fertigarzneimittel gibt es nicht, doch in der traditionellen Volksmedizin hat Habichtskraut noch große Bedeutung. Durch seine Inhaltsstoffe wirkt es krampf und schleimlösend, adstringierend, entzündungshemmend, antibiotisch und wundheilend. So wird es als Teeaufguss (2 – 3 g Droge auf 150 ml kochendes Wasser) bei Durchfall, Darmproblemen, Erkrankungen der Atemwege innerlich oder als Tinktur (Auszug mit Alkohol) bei Geschwüren äußerlich angewendet.
Habichtskraut eignet sich gut als Räucherpflanze. Durch diese Nutzung fiel die psychoaktive Wirkung auf. Der Nutzer wird durch das Einatmen des Rauches in eine sedierende und euphorisierende Stimmung versetzt, die mehrere Stunden anhält.
Interessant ist ebenfalls die Verwendung des Habichtskrautes in der Küche. Die jungen Blätter können im Frühjahr entsaftet oder in Wasser gedünstet durch es Sieb gestrichen werden. Der Saft eignet sich als Beigabe für Suppen, Fonds oder Säfte.

Roh können die Blätter Salate oder Kräuterquark aufbessern. Die Blüten eignen sich roh oder gekocht zum Verzehr und sind eine essbare Dekoration für unterschiedliche Gerichte. Der Geschmack der Pflanze ist herb-salatartig.

Dr. Hannelore Pohl

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