Weisheiten und Bräuche, rund um Natur und Garten: Der schöne Gott Adonis – Sommerblutströpfchen

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Folge 4: Adonisröschen – Der schöne Gott AdonisSommerblutströpfchen

Adonis ist eine Gestalt aus der vorderorientalischen, griechischen und römischen Mythologie, der ursprünglich wohl ein syro – phönizischer Vegetationsgott war. Als sterbender und auferstehender Gott personifiziert er die jährlich im Sommer verdorrende, im Frühling wieder neu sprießende Vegetation.

Sein Name beruht auf dem semitischen Adon (der Herr). In der griechischen Mythologie ist Adonis das Sinnbild oder der Gott der Schönheit und einer der Geliebten der Aphrodite (oder ihrer römischen Entsprechung Venus). Er wird als wunderschöner Jüngling beschrieben. Der eifersüchtige Ares (oder seine römische Entsprechung Mars), soll sich während der Jagd in einen wilden Eber verwandelt und Adonis aus Eifersucht getötet haben. Aphrodite habe der Sage nach sein auf den Boden fallendes Blut in eine wunderschöne Blume, das Adonisröschen verwandelt.

Es gibt viele Fassungen dieses Mythos, bei denen aber Adonis immer stirbt, ohne die Liebe der Aphrodite zu erfüllen und sein Blut Blumen oder einem Fluss im Frühjahr rot färbt.

Das Sommer – Adonisröschen (Adonis aestivalis), wird deshalb auch Blutauge, Blutströpfchen, Sommerblutströpfchen oder kleines Teufelsauge genannt. Es ist eine einjährige Pflanze aus der Familie der Hahnenfußgewächse. Meist findet man diese kalkliebende Art an Ackerrändern. Die Blütezeit ist von Mai – Juni, diese kann entsprechend dem Aussaattermin auch später sein. Auf die rote Variante der Art bezieht sich der Name.

Verbreitet ist die Pflanze in Mittel – und Südeuropa, in Nordafrika, von Klein – bis Mittelasien und im nordwestlichen Himalaja.

Die Adonisröschen werden 30-50 cm hoch. Die zwei bis dreifach fieder-schnittigen Blätter stehen wechselständig am Stängel. Die Blüten haben eine zinnoberrote, selten auch blasgelbe Farbe mit 6-8 Kronblättern. Vor allem durch die Farbkombination – Rot mit schwarzer Mitte – erinnern die Blumen ein wenig an Anemonen. Der Fruchtstand besteht aus dicht gedrängten Nüsschen. Man sät im Herbst oder Frühjahr an sonnigen, trockenen Stellen im Garten. Die Aussaat kann recht dicht erfolgen. Die rankenden Seitentriebe stützen sich dann gegenseitig und bilden einen Blütenteppich. Besonders hübsch ist eine Mischung aus Adonis und Vergissmeinnicht. Da sich beide Arten willig durch Selbstaussaat vermehren kann man sie über viele Jahre an gleicher Stelle kultivieren.       

Die Adonisröschen haben eine medizinische Bedeutung. Pharmakologisch enthalten sie eine Reihe von interessanten Inhaltsstoffen. Es handelt sich im Wesentlichen um sehr wirksame Cardenolide, also Herzglykoside. Inhaltstoffe der Adonis aestivalis haben aber auch eine heimtückische Giftwirkung. In Deutschland und weltweit sind Fälle bekannt wo mehrere Pferde jämmerlich verendet sind, die diese Pflanze am Ackerrand gefressen haben.

Eine enge Verwandte ist Adonis vernalis, das Frühlingsadonisröschen oder auch Frühlingsteufelsauge genannt. Diese Steingartenpflanze ist ein Blickfang im Kleingarten, ist ausdauernd, 20 – 30 cm hoch und erfreut uns im Frühjahr mit zahlreichen goldgelben Blüten. Sie will ungestört über viele Jahre an gleicher Stelle wachsen. Ausführliche Informationen dazu demnächst in der Reihe „Pflanzen-raritäten“.  

Rainer Proksch
Gartenfachberater der Fachkommission des SLK

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